Ritter auf der Jagd nach Cranach

Wie kommen baltische Ritter zur Jagd nach Cranach im Berliner Grunewald? Ganz einfach, sie folgen an dem letzten sommerlich warmen Sonntag im September 2019 der Einladung der Bezirksgruppe Berlin, Brandenburg, nördliches Sachsen-Anhalt im Verband der Baltischen Ritterschaften zum Familienausflug in das Jagdschloss Grunewald.

 

18 Kinder im Alter von 5 bis 16 Jahren und 23 Erwachsene sammelten sich bei strahlendem Sonnenschein und spätsommerlichen Temperaturen im Schlosshof des bereits 1542/43 von Kurfürst Joachim II. von Brandenburg im Stil der Frührenaissance errichteten Baus, der zunächst den Namen „Zum grünen Walde“ trug, den später der ganze umgebende Wald, der Grunewald, erhielt. Ursprünglich als Wasserschloss erbaut, diente es dem Kurfürsten als Aufenthaltsort für ausgedehnte Jagdveranstaltungen – und als langjähriger Wohnsitz seiner Mätresse Anna Sydow, die der Sage nach nach seinem Tod in der Wendeltreppe des Westflügels lebendig eingemauert wurde und noch heute um Mitternacht durch das Schloss geistern soll.

 

Während die Kinder unter sachkundiger Führung von Susanne Baronin v. der Osten gen. Sacken das Jagdzeugmagazin mit zahlreichen Handfeuerwaffen und Jagdtrophäen durchstöberten, machten die Erwachsenen zunächst anhand zeitgenössischer Bilder Bekanntschaft mit den heute grausam anmutenden Jagdmethoden der damaligen Zeit, z.B. der eingestellten Jagd, bei der das Wild in umzäunte Gehege getrieben und regelrecht abgeschlachtet wurde, oder dem sogenannten Fuchsprellen, einem im 16. bis 18. Jahrhundert beliebten Jagdvergnügen an den Höfen Europas, das darin bestand, den Fuchs durch ruckartiges Ziehen an den Enden eines etwa 30 cm breiten und 6 bis 8 Meter langen Prelltuches emporschnellen zu lassen, sobald er darüber hinweglief.

 

Doch das Jagdschloss bietet noch eine weitere Attraktion. In den oberen Räumen befindet sich eine umfangreiche Sammlung von Gemälden von Lucas Cranach dem Älteren und seinem Sohn, die von Kurfürst Joachim II. in Auftrag gegeben worden waren und sich heute zumeist im Besitz der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg befinden, vorwiegend biblische Szenen wie das berühmte Bild von Judith mit dem Haupt des Holofernes.

 

Nach diesen kulturellen Genüssen begaben sich Jung und Alt in eine eigens für uns geöffnete Grünanlage am Grunewaldsee hinter dem Schloss. Dort wurden Picknickdecken ausgebreitet und die mitgebrachten Köstlichkeiten, Quiches, Kuchen, Käse, Saft, Kaffee und Wein ausgepackt, an denen man sich bei munteren Gesprächen laben konnte. Die Kinder verlustierten sich unterdessen mit Pfeil und Bogen oder hatten einfach Spaß miteinander. Erfüllt von einem erlebnisreichen Ausflug und neugierig auf das Ausflugsziel des kommenden Jahres gingen wir auseinander.