Aus den Projekten der Stiftung

2015

Wiedereinsegnung des Sarkophags der Herzogin Sophie

 

Im Kurlandheft 22 wurde bereits über das Projekt der Restaurierung des Sarkophags berichtet. Am 2. Juli 2015 wurde der Sarkophag durch S. Em. Erzbischof Janis Vanags in der Fürstengruft des Mitauer Schlosses wiedereingesegnet.

 

Otto Baron v. Grotthuss als Projektleiter der VKS hielt folgende Ansprache, die auch in Lettisch vorlag:

 

Meine sehr verehrten Damen und Herren!

 

Zum siebenten Mal seit 2005 darf sich die Kurländische Ritterschaft durch ihre „Vereinigten Kurländischen Stiftungen“ an der Wiederherstellung eines Sarkophags der früheren Herzöge aus dem Hause Kettler hier in der Fürstengruft des Mitauer/Jelgavaer Schlosses beteiligen. Es ist uns eine Ehre!

Wir danken hier auf dem Boden der Landwirtschaftlichen Universität Lettlands Frau Rektorin Prof. Dr. Irina Pilvere für die Erhaltung der Fürstengruft und Dr. Imants Lancmanis und seiner Künstlergruppe im Schlossmuseum Ruhenthal/Rundale Pils für Ihre Ehrung gegenüber den längst verstorbenen Herzögen und damit unserer gemeinsamen Geschichte. Außer unseren Stiftungen beteiligte sich unser Mitglied Dr. Baron Nicolas v. Behr an der Co-Finanzierung.

 

Herzogin Sophie war die Gattin von Herzog Wilhelm, dem jüngsten Sohn Herzog Gotthard Kettlers, eine geborene Prinzessin von Brandenburg, ihre Mutter war eine geborene Prinzessin von Jülich-Kleve. Sie war die Mutter des späteren berühmten Herzogs Jakob, Sophies einzigem Kind. Ihr Leben war mit 28 Jahren kurz, geboren 1582, verstorben 1610, zunächst beigesetzt in Goldingen/Kuldiga, 1643 nach Mitau überführt und zusammen mit ihrem Gatten Wilhelm zu Grabe getragen.

 

Bei der Besichtigung der Herzogsgruft im Jahre 1884 konnte man noch eine reiche Ornamentik mit Gravuren und etlichen lateinischen und deutschen Inschriften auf einer abnehmbaren Platte erkennen. Auch war der Sarkophag früher an einigen Stellen vergoldet. Reste von Vergoldung waren noch vorhanden und wurden erneuert. Das Wappen ihres Vaters, des Markgrafen von Brandenburg, und ein Gurt von Akanthusgirlanden wurden jetzt wieder erkennbar zu Tage gebracht.

 

Meine verehrten Damen und Herren, ich bedanke mich auch im Namen der hier anwesenden Vorsitzenden des Verbandes der Baltischen Ritterschaften und der Vereinigten Kurländischen Stiftungen für Ihre Freundschaft!

 

Die Textilrestauratorin von Schloss Ruhenthal hat übrigens in einem Blechbehältnis im Boden des Sarkophags, das mit vermodertem Holz gefüllt war, drei Ringe der Herzogin Sophie gefunden. Zwei der Ringe sind mit Stofffäden umwickelt, weil sie, wie Dr. Lancmanis es formulierte, zu groß „für die ganz dünnen Fingerchen“ der Herzogin waren. Diese Fäden wurden mitkonserviert. EinRing mit den Buchstaben W und S war der Verlobungsring von Herzog Wilhelm und Prinzessin Sophie. Alle drei Ringe sind aus Gold, der größte mit einer Steinchenrosette aus Aquamarinen, die beiden kleineren mit Diamanten und Perlen verziert.

 

Jetzt sind die drei Ringe sind in einer Vitrine der ständigen „Ausstellung der dekorativen Kunst“ im Schlossmuseum Ruhenthal ausgestellt. Gegenüber von der Vitrine hängt ein Portrait von Herzog Wilhelm, der jetzt ständig den Ring anblickt, mit dem er im Jahre 1609 um die Hand der preußischen Prinzessin geworben hatte.

 

Erneuerung des Daches der Kirche zu Landsen/Landze, Kurland

 

Vor sechs Jahren wurde unsere Stiftung auf den erbärmlichen Zustand der kostbaren Kirche zu Landsen, drei Kilometer nördlich von Pilten, aufmerksam gemacht.

 

Die geschätzten Reparaturkosten von über 60.000 € nur für das Dach lagen jedoch außerhalb unserer Möglichkeiten und auch für eine Unterstützung aus Bundesmitteln war die Summe zu hoch.

 

Im Herbst 2015 gab es überraschend eine Wendung, als das lettische Denkmalsamt einen erheblichen Teil der Kosten bis Ende des Jahres aufbringen konnte. Unser Anteil wurde mit rund 35.000 € berechnet und von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien (BKM) mit dem erheblichen Beitrag von 32.000 € unterstützt. Unser lettischer Partner der Landeskirche - Pastorats - konnte mit einem fachgerechten Sondereinsatz sowie in Abstimmung mit VKS, Denkmalsamt und Bauunternehmern ein sehr perfektes Ergebnis erreichen!

 

Heinrich Baron Stackelberg, Peter Baron Howen, Andreas v. Boetticher und ich haben uns im Juli 2015 vor Ort die gelungenen Baumaßnahmen angeschaut. (Mit dem Unrat auf dem Dachboden soll sich die ritterschaftliche Jugend nächstes Jahr noch beschäftigen.) Die Kirchengemeinde von Landsen und benachbarten Gemeinden feierten mit uns ein wunderschönes Kirchenfest mit vielen Dankesreden für die Unterstützung durch die deutsche Seite, Bund und VKS.

 

Das Dach aus dem 19. Jahrhundert bestand aus einer unteren Lage Holzschindeln und darüber Dachpfannen, beide marode und regendurchlässig. Das Denkmalsamt bestand auf die traditionelle Doppelschicht und übernahm die Kosten der Abdeckung und Erneuerung der Schindellage, die VKS die Kosten für die Dachpfannenschicht und die Teilerneuerung der Holzgesimse.

 

Herr Dr. Imants Lancmanis, Schlossmuseum Ruhenthal, unterstützte unseren Antrag beim Bund dankenswerter Weise mit einer kunsthistorischen Bewertung von Landsen.

 

Die erste Kirche zu Landsen war im 13. Jahrhundert erbaut worden und gehört damit zu den ältesten Gotteshäusern Lettlands. Um 1700 wurde der ursprüngliche Holzbaubau durch einen massiven Steinbau ersetzt. 1744 wurde die Kirche wiederum erneuert und erhielt 1776 einen neuen Turm durch Christoph Baron Medem aus Suhrs. Der spätere Eigentümer von Suhrs, Gustav Graf Lambsdorff, finanzierte die Innenausstattung der Kirche. Letzte Besitzer von Suhrs waren die Barone Buchholtz.

 

Die Kirche birgt den Altar und die Kanzel als Werke des berühmten kurländischen Bildhauers Nikolaus Söffrens d. J. Leider ist die geschnitzte Ausstattung mit weißer Ölfarbe bedeckt.

 

Dr. Lancmanis schreibt, es dürfe sich nicht die Situation wiederholen, die im Inventarverzeichnis von 1712 nachzulesen ist. Dort heißt es:

 

Allhie ist zu berichten, daß das Dach der Kirche sehr baufällig ist, und es allenthalben plaisierlich einregnet, welches der Kirchen zum Schaden und Untergange gerichtet, ist hohe Zeit und sehr nöhtig, das Dach zu reparieren, falls die schöne Kirche oder deren Balcken nicht verfaulen sollen.

 

Nun, es scheint, als ob es nunmehr nicht mehr plaisierlich durchregnen kann.

Otto Baron v. Grotthuss