Aus den Projekten der Stiftung
2022
Drei Apostel für die Barockkirche in Lesten
Zu Weihnachten 2022 kehrten die restaurierten Skulpturen an ihren Ursprungsort zurück
Die Restaurierung der Kirche zu Lesten/Lestene wurde von Imants Lancmanis und dem Autor dieser Zeilen vor etwa zehn Jahren angestossen. Die im Schlossmuseum von Ruhenthal gelagerten Teile des Altars, der Kanzel und des Beichtstuhls kehrten zurück in die Kirche. Mit der Unterstützung vieler Helfer bietet die Kirche mittlerweile wieder den Anblick einer wunderschönen kurländischen Barockkirche.
Für die Restaurierungsarbeiten gab es zwei wichtige Partner. Der wichtigste war das Schlossmuseum Ruhenthal mit all seinen Mitarbeitern, die alle ausgelagerten Teile der Innenausstattung der Kirche über viele Jahre bewahrt haben. Auch die Fachleute für die Restaurierung der Kanzel und mehrerer Skulpturen kommen aus dem Museum. Die wiederhergestellte Patronatsbank und der neu gegossene bronzene Kronleuchter sind
Arbeiten der Rigaer Handwerksschule.
Das letzte Projekt der Restaurierung war die Wiederherstellung der beschädigten Altarskulpturen im Jahre 2022. Den Hauptteil dieser Arbeiten leistete Gints Upitis, Meister für Holzschnitzerei, der vor 20 Jahren die reich ornamentierten barocken Gemälderahmen für den Festsaal des Schwarzhäupterhauses in Riga anfertigte. In Lesten restaurierte er drei Apostelfiguren des Altars.
Gesichter, Hände, Beine und Füße der Skulpturen waren wegen schlechter Behandlung in den 1950er und 1960er Jahren teils stark beschädigt worden, teils fehlten sie ganz. Auch Risse im Rumpf mussten beseitigt werden. Alle beschädigten oder fehlenden Teile wurden nach alten Fotos rekonstruiert. Danach wurde die alte Farbschicht retouchiert und erneuert.
Im November 2022 besichtigten die Fachleute des Schlossmuseums alle Arbeiten. Sie wurden als sehr gut bewertet. Die Skulpturen wurden schon vor Weihnachten wieder an ihre ursprünglichen Plätze im Altar montiert. Die Gemeinde bedankte sich herzlich für die Unterstützung durch die Kurländischen Stiftungen. Pastor und Gemeinde gaben in Gebet und Gesang ihren Dank zum Ausdruck.
Ojārs Spārītis
„Christus am Kreuz” wieder in Popen
Die Restaurierung des Altargemäldes wird in der Kunstakademie in Riga abgeschlossen
Die Restaurierung des Altargemäldes der Kirche zu Popen, die durch die Kurländischen Stiftungen finanziert worden ist, soll Ostern 2023 vollendet sein. Die Kirche stammt aus den Jahren 1771-1786. Die Witwe von Ullrich Johann von Behr, Louise Charlotte, geb. von Medem, ließ die Kirche bauen. Der Innenraum wurde im Jahre 1879 gründlich erneuert. Zu dieser Zeit wurde eine neue Innenausstattung gefertigt, die Kirche bekam eine neue Orgelempore, eine Kanzel und einen neuen Altar mit dem Gemälde „Christus am Kreuz”.
Der Maler ist unbekannt. Vermutet wurde, dass der berühmte Julius Döring das Gemälde gemalt haben könnte. Döring lebte nach seiner Ausbildung zum Historienmaler in Dresden seit 1845 in Kurland und arbeitete dort zunächst als Kunstlehrer, später als Bibliothekar in Mitau. Auf der Leinwand des Gemäldes in Popen findet sich aber leider keine Signatur.
Im Laufe der Jahre wurde das großformatige Gemälde nicht sehr, aber doch sichtbar beschädigt. Es gab kleine Löcher, einige Falten, Risse und wegen Feuchtigkeit Schäden durch Schimmelpilz.
Im Herbst 2022 nahmen sich die Studentinnen der zweiten Klasse der Abteilung für Restaurierung der Lettischen Akademie der Künste, Rezija Zegnere und Laura Vucena, des Gemäldes an. Unter der Aufsicht von Dozentin Maija Tirzite und Professorin Dace Paze wurde das Gemälde aus dem Altar genommen und nach Riga in die Kunstakademie gebracht.
Zunächst reparierte Professor Andris Zacests den unteren Keilrahmen, der sich im Laufe der Zeit verformt hatte. Das Gemälde wurde von Staub und alten Firnisschichten gereinigt. Die Studentinnen reparierten daraufhin sehr sorgfältig alle Schäden am Gemälde. Die Leinwand wurde gegen Schimmelpilze imprägniert. Einzelne Stellen wurden retouchiert und erneuert.
Die Restaurierung soll bis Ostern 2023 abgeschlossen sein. Der Pastor von Popen, Janis Kalnins, wird das Gemälde dann wieder aus Riga zurückempfangen und die Gemeinde wird ihr Gemälde „Christus am Kreuz” wieder in Obhut nehmen – hoffentlich für weitere 150 Jahre.
Ojārs Spārītis
Erneuerung des Daches der Kirche zu Wahnen/Vane, Kurland, 2. Abschnitt
Ursprünglich wollten sich die Vereinigten Kurländischen Stiftungen (VKS) 2021 an der Erneuerung der ersten Hälfte des Kirchendaches in Wahnen/Vane beteiligen. Die zuständige Kirchenbaubehörde entschied jedoch, dass nicht eine Dachhälfte der Kirche, sondern zunächst der Kirchturm mit Unterkonstruktion und kompletter Eindeckung erneuert werden soll. Der Grund dafür war Gefahr im Verzug – es drohte der Einsturz.
Für das Jahr 2022 hatten sich die VKS deshalb vorgenommen, wiederum dabei zu helfen, eine Hälfte des Hauptdaches zu erneuern. Leider wurde jedoch unser Förderantrag 2022 für diese Maßnahme von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien (BKM) abgelehnt. Nach vielen Rückfragen bekamen wir einen Ablehnungsbescheid, der mit einer Begründung versehen war, gegen die ein Widerspruch sicher erfolglos gewesen wäre.
Für 2022 haben die VKS für Wahnen keine Förderung an die lettische Kirche ausgereicht und entschieden, den Förderantrag an die BKM dafür im Jahre 2023 zu wiederholen, um einen kompletten Abschnitt zu erneuern.
Die lettische Kirche hat im Jahre 2022 auch ohne unsere Hilfe weitergearbeitet (mit Mitteln der Denkmalpflege Riga und der Kirchgemeinde Wahnen). Die Apsis des Kirchendaches wurde in Angriff genommen. Zu Beginn des Jahres 2023 wurde diese Maßnahme praktisch abgeschlossen.
Ein aktueller Förderantrag für das Jahr 2023 sieht nun vor, die Erneuerung eines Abschnitts des Hauptdaches zu unterstützen. Wir hoffen, dass die BKM die VKS dabei wieder unterstützt.
Andreas v. Boetticher